Wahrscheinlich denken Sie, dass Sie eine gute Zuhörerin bzw. ein guter Zuhörer sind. Mit dieser Einschätzung verhält es sich ähnlich wie mit der Beurteilung der eigenen Fahrkünste: Der Großteil der Autofahrer hält sich für überdurchschnittlich gut.
Unserer Erfahrung nach glauben die meisten Menschen, dass gutes Zuhören auf drei Dinge hinausläuft:
- Den Gesprächspartner nicht unterbrechen.
- Durch Mimik und Laute wie „Aha“ und „Mmm“ das Gegenüber wissen lassen, dass wir zuhören.
- Das Gesagte des Anderen Wort für Wort wiederholen zu können.
Das sind sicherlich wichtige Aspekte, aber diese allein machen Sie nicht zu einer guten Zuhörerin oder einem guten Zuhörer.
Insbesondere für Führungskräfte ist das wahrhafte aktive Zuhören essenziell. Nur wer wirklich auf die Bedürfnisse seiner Mitarbeitenden eingeht, kann Leistungsträger und Talente langfristig binden.
5 Tipps, wie Sie lernen andere besser zu verstehen
Wir haben 5 Tipps für Sie zusammengestellt, die Sie beim aktiven Zuhören unterstützen.
#1 Widerstehen Sie dem Wunsch, selbst verstanden zu werden
Gerade in schwierigen Gesprächen wollen wir von unserem Gegenüber mehr verstanden werden, als den anderen zu verstehen. Wir fokussieren uns so darauf, unseren Standpunkt klarzumachen, dass wir vergessen, unserem Gesprächspartner wirklich zuzuhören. Machen Sie sich klar, dass es in erster Linie darum geht, Ihr Gegenüber zu verstehen.
#2 Machen Sie sich Ihre Intention klar
Nehmen Sie sich vor, Ihrem Gesprächspartner Ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken. Ihr Ziel für das Gespräch ist lernen und verstehen wollen, nicht selbst verstanden zu werden. Gehen Sie mit einer offenen, wohlwollenden Haltung in das Gespräch und halten Sie diese währenddessen aufrecht.
Gerade wenn unserer*e Gesprächspartner*in eine Auffassung vertritt, die unseren Wertvorstellungen zuwiderläuft, kann sich unsere Intention von lernen und verstehen wollen schnell wandeln. Dann suchen wir nur noch nach Fehlern in der Argumentationslogik und nutzen Momente des Schweigens, um zum vernichtenden Gegenschlag auszuholen. Selbstredend dürfen Sie als gute*r Zuhörer*in die Ansichten und Annahmen Ihres Gegenübers in Frage stellen. Allerdings sollte die Herzenseinstellung dabei nicht „gewinnen wollen“ sein, sondern „dem anderen helfen wollen“ oder „den anderen verstehen wollen“.
#3 Stellen Sie Fragen
Aktives Zuhören bedeutet nicht stumm den Ausführungen des anderen zu lauschen und hin und wieder ein „Mmm“ als Zeichen des vermeintlichen Interesses einzustreuen. Stellen Sie offene Fragen. Achten Sie darauf, dass diese Fragen darauf abzielen zu lernen und zu verstehen, und nicht den anderen bloßzustellen.
Angenommen Ihr*e Gesprächspartner*in vertritt die Auffassung, dass alle Katzenbabys ertränkt gehören. Hier wäre eine Frage, wie „Finden Sie das nicht etwas extrem?“ wenig hilfreich. Besser wäre: „Es fällt mir schwer, Ihre Sichtweise zu verstehen. Können Sie mir erklären, wie Sie zu dieser Auffassung gekommen sind, damit ich Sie besser verstehen kann?“.
#4 Verschonen Sie den anderen mit Ihren Ansichten und Erfahrungen
Fragt Ihr Gegenüber nicht nach Ihren Erfahrungen oder Meinungen, dann lassen Sie diese außen vor. Die meisten Menschen warten nur auf ein Stichwort, um das Gespräch an sich zu reißen nach dem Motto „Ich über mich“. Ein Beispiel wäre, dass ein*e Kollege oder Kollegin von einer schwierigen Situation mit seiner oder ihrer Führungskraft erzählt und Sie bei der erst bietenden Gelegenheit das Gespräch an sich ziehen, um Ihre Erfahrungen mit eben dieser Person zum Besten zu geben.
#5 Bauen Sie eine vertrauensvolle Beziehung auf
Wahrhaft gute Zuhörer urteilen nicht. Sie hören zu und verstehen. Verständnis für die Sichtweise anderer zu haben heißt nicht, deren Meinung zu teilen oder gut zu heißen.
Die meisten Menschen freuen sich über aufrichtiges Interesse an Ihrer Person und teilen gerne Ihre Ansichten. Hören Sie zu, stellen Sie Fragen und erfahren Sie mehr über die Sichtweisen Ihrer Mitmenschen. Vielleicht ist eine interessante Einsicht für Sie dabei.
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